Saubere Energie für die Sicherheit Europas

Saubere Energie für die Sicherheit Europas

Die Abhängigkeit von russischem Gas als mahnendes Exempel: EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und der britische Premier Starmer drängen auf das baldige Ende von Öl, Gas und Kohle. Nur die USA sind damit gar nicht einverstanden.

Es gab diesen einen Moment in der Rede von Ursula von der Leyen, der daran erinnerte, dass Europa und die USA doch Verbündete sind. Mit ähnlichen Interessen, gegenseitige Helfer in der Not. „Was die Gasversorgung angeht“, sagte die Kommissionspräsidentin der EU, „so haben wir nicht vergessen, wie die Vereinigten Staaten sofort mit Flüssiggas einsprangen, als wir es während der Krise benötigten.“ Die Gasimporte aus den USA seien für die Europäische Union weiterhin von strategischer Bedeutung.

Doch es blieben die einzigen Sätze in London, die eine transatlantische Freundschaft andeuteten. Die Internationale Energie-Agentur (IEA) hatte am Donnerstag und Freitag ins Lancaster House an die Themse geladen, um darüber zu sprechen, wie heute und in Zukunft eine sichere Energieversorgung gewährleistet werden kann. Ein kritisches, überlebenswichtiges Thema. So reisten Regierungsvertreter aus etwa 60 Ländern an, dazu Vertreter von 50 internationalen Energieunternehmen. Dabei wurde klar, dass die USA und Europa aktuell auch in der Energiefrage in gegensätzliche Richtungen laufen.

„Wir lehnen diese schädliche und gefährliche Politik ab“, sagt der US-Vertreter. Keine Hand im Saal rührt sich

Dass die US-Regierung lediglich einen Beamten aus dem Energieministerium nach London schickte, galt schon im Vorfeld als Zeichen, dass ihr Interesse an gemeinsamen Lösungen begrenzt ist. Als Tommy Joyce dann seine Botschaft vom Blatt ablas, wurde es frostig im Saal. Die USA seien mit reichhaltigen Energieressourcen gesegnet, seien der größte Produzent von Erdöl und Erdgas der Welt, bei der Kohle liege das Land auf Platz vier. Die vorherige US-Regierung aber, schimpfte Joyce, wollte die Förderung von fossilen Brennstoffen reduzieren, wollte Klimaschutz betreiben, wollte erneuerbare Energien fördern. Wie viele andere Länder auch. „Wir lehnen diese schädliche und gefährliche Politik ab“, erklärte er.

Joyce warnte vor einer Abhängigkeit von China bei erneuerbaren Energien und den dafür nötigen Mineralien. Er umwarb dafür die Vertreter von Entwicklungs- und Schwellenländern, denen er Wohlstand und Wachstum versprach, würde man nur endlich diese Nachhaltigkeitsthemen abräumen und unbeschränkt Öl und Gas fördern.

Nach dem Beitrag rührte sich keine Hand im Saal. Anders als direkt zuvor beim Beitrag von Lisa Cummins, Energieministerin aus Barbados. Sie hatte darauf hingewiesen, dass die fortschreitende Erderwärmung in der Karibik dazu führe, dass die Hurrikans früher kommen, schneller und zerstörerischer sind und auch länger bleiben. Die Nutzung von Öl, Gas und Kohle ist der Hauptgrund für die steigenden Temperaturen. Barbados will deshalb die Energieversorgung auf Solar, Wind und Batteriespeicher umstellen.

Nie wieder solle Europa von Energielieferungen aus Russland abhängig sein, sagen Starmer und von der Leyen

Ähnlich sprachen die Europäer. Ursula von der Leyen und Gastgeber Keir Starmer, der britische Premierminister, betonten, dass zudem der Energieschock, ausgelöst durch den russischen Überfall auf die Ukraine, längst nicht vergessen ist. Die beiden zelebrierten einen Schulterschluss. Nie wieder solle Europa von Energielieferungen aus Russland abhängig sein, erklärten sie. Anfang Mai will die EU-Kommission einen Plan vorlegen, wie die Gasimporte aus Russland bis 2027 völlig eingestellt werden können.

Starmer fügte an: „Wir zahlen den Preis dafür, dass wir uns über viele Jahre hinweg zu sehr der Achterbahn der internationalen Märkte für fossile Brennstoffe ausgesetzt haben“, wodurch Wirtschaft und private Haushalte anfällig für die Launen von Diktatoren wie Putin seien. Er kündigte an, den Wandel hin zu erneuerbaren Energien sowie den Wettlauf um „grüne Arbeitsplätze und Investitionen“ voranzutreiben. Auch Atomkraft wollen die Briten fördern. Ähnliches hatte die EU kürzlich ihren Mitgliedsstaaten mit dem „Clean Industrial Deal“ sowie einem Aktionsplan für bezahlbare Energie vorgeschlagen.

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